Samstag, 18. Juli 2015

Donnerstag 03.11.16 - Teil 3

Beklommen verfolgten wir, wie der Kameramann auf den Opernplatz zuhielt. Vor ihm und zu beiden Seiten flohen Männer Frauen und Kinder. Eine junge Mutter zog ihre kleine Tochter hinter sich her, während ihr Mann ein Baby in den Armen hielt. Gemeinsam strebten alle zum Springbrunnen in der Mitte. 

Mir stockte der Atem, als uns plötzlich Flüchtlinge entgegen kamen. Der Kameramann stoppte überrascht. Ein Schwenk eröffnete uns das volle Ausmaß der Situation. Wir waren umzingelt. Von allen Seiten stürmten Menschen heran, gejagt von blutüberströmten Zombies, die gierig ihre Klauen streckten. "Oh Gott", hörten wir durch den schweren Atem. Offensichtlich unschlüssig was zu tun sei, folgte die Kamera auf seinen Schultern seinem hilfesuchenden Blick.

"Die Oper", presste Paul zwischen den Zähnen hervor. Die Anspannung stand ihm ins Gesicht geschrieben. Beide fieberten wir mit dem Kameramann mit. "Verdammt, rette dich in die Oper", rief ich, wohl wissend, dass er mich nicht hören konnte. Doch offensichtlich hatte er die gleiche Idee. Mit schnellen Schritten hastete er zum Haupteingang.

Es wurde verdammt eng. Die Bilder verwischten vollends, als er die Treppenstufen hinauf sprang. In einer Entfernung von höchstens einem Meter entkam er den von beiden Seiten zuströmenden Monstren. Bevor er zwischen den sich schließenden, mächtigen Türflügeln aus massivem Eichenholz und schweren Eisenbeschlägen hindurchschlüpfte, sah er sich noch einmal um.

Es war eine Arena des Todes. Etwa hundert Menschen drängten sich verloren in der Mitte des Platzes, während die Zombies in Vorfreude auf ein Festmahl (falls sie überhaupt Freude empfinden konnten) den Kreis um ihre Opfer immer enger zogen.Einige wenige Menschen versuchten zu kämpfen oder wenigstens ihre Lieben zu schützen. Vergeblich!

Dann wendete sich die Kamera ab, da mehrere Zombies die Stufen zum Hauptportal erklommen und der Kamera zu nahe kamen. Schnell rettete er sich ins Innere der Oper. Krachend schlossen sich die Türen und der Sender schaltete zurück ins Studio. 

Den Moderatoren war jede Farbe aus ihren Gesichtern gewichen. Unter dem Eindruck der Bilder brachten sie kein Wort heraus. So traf es uns wie ein Schlag, als plötzlich ein Werbegewitter durch die herrschende Stille krachte.