Donnerstag, 17. September 2015

Freitag 04.11.16

Als ich heute Morgen erwachte, fühlte ich mich wie gerädert. Ich hatte schlecht geschlafen, gelinde ausgedrückt. Es dauerte ewig, bis ich überhaupt Schlaf fand. In meinem Hirn jagte ein Gedanke den anderen. Wie entkamen die Zombies aus der Quarantäne? Der Sicherheitsring der Bundeswehr hatte doch so perfekt gewirkt. Wie hatten sie so lange unentdeckt bleiben können? Sie waren plötzlich überall gewesen. Waren sie durch die U-Bahntunnel gekommen? So ging es hin und her, natürlich ohne Ergebnis. Alpträume ließen mich immer wieder auffahren. Immerhin schrie ich nicht die Bude zusammen, denke ich.

Die Protagonisten in Büchern und Filmen erwachten morgens immer tiefenentspannt und konnten zur Tat schreiten. Ich dagegen kämpfte mich mühsam aus dem Bett und schaltete den Kaffeeautomaten ein, der einzige wertvolle Gegenstand in unserer Wohnung. Ein Geschenk meiner Eltern, als das Arbeitspensum zur Abschlussprüfung hin zunahm. Einen Cappuccino später war ich hellwach.
In Frankfurt regieren die Untoten. Ein Gedanke, der sich immer und immer wieder in meinem Hirn wiederholte. Paul und ich hatten bis spät in die Nacht fern gesehen. Es wurde zwar verbissen gekämpft und an manchen Stellen geriet der Vormarsch der Zombies ins Stocken, doch es zeichnete sich ein Sieg der Untoten ab. Klare Frontlinien gab es nicht und jedes Opfer bildete den Nachschub für die Zombies. Die Journalisten verglichen die Szenen mit denen eines Bürgerkriegs. Wer Frankfurt verlassen konnte tat dies. Schnell waren die Autobahnen und Ausfallstraßen überfüllt gewesen. Wer sich in seiner Wohnung einschloss, würde früher oder später ein Opfer der wachsenden Untotenarmee werden.

Ich raffte mich auf und holte Brötchen, Croissants und Baguettes beim nahen Bäcker. Ein fast surrealer Vorgang, wenn man die aktuellen Geschehnisse bedachte. Doch der menschliche Körper benötigt Nahrung, auch in Krisenzeiten.
Als ich das Geschäft betrat, bediente der Chef selbst. Seine sonst so zuverlässige Fachverkäuferin Maria fehlte und die Schlange wurde länger und länger. Hatte sie mir nicht erzählt, sie wolle Freunde in Sachsenhausen besuchen? War sie dort gewesen, als die Zombies einfielen? War sie vielleicht mittlerweile (un-)tot?
Die Menschen in der Schlange waren unruhig, genervt und hatten etwas Gehetztes in ihren Blicken. Mehr als einmal gerieten die Wartenden wegen Nichtigkeiten aneinander. Im Gegensatz dazu wurde wenig gesprochen, doch diejenigen, die es taten, sprachen nur über ein Thema, Frankfurt. Als ich ging, hing eine unausgesprochene Frage in der Luft: Wann würde Darmstadt zum Ziel werden? Niemand glaubte an eine Eindämmung des Virus.

„Alex hat angerufen“, begrüßte mich Paul. 
Ich reichte ihm meine Ausbeute und wir richteten den Frühstückstisch her. „Was wollte sie“, fragte ich ehrlich überrascht. „Hat sie nicht gesagt, wollte aber zurück gerufen werden.“ Paul lächelte vielsagend. 
Ich teilte seine Anspielung nicht. Klar, dass letzte Date war gut gelaufen. Sehr gut sogar, aber danach hatte Alex den Kontakt von ihrer Seite gekappt. Der Grund war mir unklar. So überraschte mich ihr plötzlicher Anruf.


Nach dem Frühstück rief ich zurück. Ich erhielt jedoch keinen Kontakt.

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