Endlich startete der Wagen. Ich trat das Gaspedal durch. Der
Golf machte einen Satz nach vorn als freute er sich die Zombies abzuschütteln
und jagte die Straße in Richtung Innenstadt hinunter. Blitzschnell überschlug
ich unsere Möglichkeiten.
Durch den Herrengarten zu fahren wäre sicherlich die
kürzeste Strecke gewesen, doch es gab dort auch viele Hindernisse und auszusteigen,
um ein Tor zu öffnen, war riskant. So steuerte ich kurz vor dem Tor zum Herrengarten nach
links, brach durch den Schlagbaum der Universitäts-Tiefgarage und hielt mich rechts um zwischen dem Konferenzhotel der TU und dem Haus der Geschichte
durchzufahren.
Unser Weg führte uns die Bleichstraße hinunter, am Schloss
und am neuen Gerichtsgebäude vorbei. Zwischendurch blitzte es in grellem Rot,
als wir einen der zahllosen innerstädtischen Blitzer auslösten. „Musst du immer
so rasen“, nörgelte Paul vom Rücksitz. „Du wirst noch deinen Führerschein
verlieren.“ Keine Ahnung woher er in dieser Situation seinen Humor nahm. Wir
lachten etwas gezwungen, doch es half uns mit der Situation umzugehen.
Es war nicht mehr weit bis zum Hauptbahnhof. Die Straßen lagen
verlassen und Verkehrsregeln scherten uns nicht. Trotzdem drossle ich das
Tempo. Es gab keinen Grund ein unnötiges Risiko einzugehen.
Ich bog in südlicher Richtung in die Kasinostraße und am
Kennedyplatz in westlicher Richtung auf die Rheinstraße. Sekunden später stieg
ich in die Eisen. Untote Menschen, Zombies, so weit das Auge reichte.
„Verdammt“, fluchte
ich.
„Das darf doch nicht wahr sein“, stöhnte Alex. Zu allem Überfluss schreckte
das Quietschen der Reifen eine kleine Gruppe Zombies auf, die sich sofort auf
uns zu bewegten.
„Wir sind sehr beliebt!“
Ich rammte den Schalthebel in den Rückwärtsgang und holte alles aus dem Wagen
heraus, was drin war. Auf der Höhe der Kreuzung riss ich das Steuer herum. Ich war
gerade dabei den ersten Gang einzulegen als mein Gehirn etwas registrierte. Es
war nur ein diffuser Schatten in den Augenwinkeln. Meine Unterbewusstsein meldete eine
Gefahr, die ich jedoch nicht zuordnen konnte. Es dauerte zu lange bis ich begriff.
Der Aufprall war mörderisch. Ein Berg von einem LKW schlug in unseren Golf
ein. Er schleifte uns zehn Meter weit mit, bis er uns wie ein langweilig gewordenes
Spielzeug beiseite fegte. Kurzzeitig wurde mir schwarz vor Augen. Mein Kopf
dröhnte wie eine Glocke. Als ich wieder zu mir kam, sah ich, wie der LKW
ungebremst in den Strom von Zombies eintauchte. Mit der trägen Masse von
mindestens zwanzig Tonnen pflügte er unaufhaltsam durch sie hindurch.
Trotz
allem gelang es einigen Monstren sich am Fahrzeug festzuhalten und sich daran
hochzuziehen. Langsam arbeiteten sie sich zum Führerhaus vor. Was genau geschah
konnte ich aufgrund der wachsenden Entfernung nicht mehr erkennen, aber der LKW
begann zu schwanken, schaukelt sich auf, zog schließlich nach links, sprang
über die Gleise einer Straßenbahnlinie und bohrte sich schlussendlich in ein
architektonisches Meisterstück aus den frühen Siebzigern.