Montag, 8. Juni 2015

Donnerstag 03.11.16 - Teil 2

Sie waren überall. Diese verfluchten Zombies kamen aus den Seitengassen, aus den U-Bahn-Tunnels, aus den Geschäften. Schreie gellten. Die Kamera zuckte mal hierhin und mal dahin. Von allen Seiten humpelten, trotteten und schlurften Zombies heran. Manche leidenschaftslos und innerlich leer, andere mit von Wut verzerrten Gesichtszügen. Die Arme ihren Opfern entgegengestreckt, drangen sie vor.

Die kreischenden Menschen flohen kopflos mal in die eine Richtung, mal in die andere Richtung. Die Zombies rangen jeden nieder, der ihnen zu nahe kam. Die Kamera erfasste einen Mann in den Fünfzigern. Graues, kurz geschnittenes Haar, schwarzer Nadelstreifenanzug, weißes Hemd und Weinrote Krawatte. Die Krawattennadel aus Platin und das neueste Brillenmodel eines namhaften deutschen Designers. Offensichtlich gut situiert, vielleicht ein Manager. Doch gegen die Klauen zweier Zombies kam er nicht an. Wie Eisen schlossen sich ihre Klauen um seine Arme und Beine. Mit aller Kraft stemmte er sich gegen seine Peiniger, doch Sekunden später lag er auch schon auf dem Boden. Zwei weitere Zombies kamen heran. Zu viert zerrissen sie Jackett und Hemd und drangen weiter vor, bis Blut ihre Klauen bedeckte.

Dem Kameramann wurde es zu viel. Er stürmte am Gebäude der Hauptwache vorbei und schloss sich dem Strom von Flüchtlingen Richtung Alte Oper an. Auf dem Rathenauplatz passierte er eine Schützenlinie von Polizisten. Sie bezogen Position hinter zurückgelassenen Autos, Bänken und Mülltonnen. Offensichtlich ein Versuch die Flüchtigen zu schützen und die Zombies aufzuhalten. Ein paar Meter hinter der dürftigen Barrikade stoppte der Kameramann, drehte und filmte die heldenhaften Verteidiger.

Die Zombies bildeten eine heran wogende Wand verzerrter Gestalten. Gleichgültig marschierten sie in die Schusslinie der Polizisten. Nur zwei von ihnen waren mit automatischen Schnellfeuerwaffen ausgestattet. Die übrigen besaßen lediglich halbautomatische Faustfeuerwaffen. Sie ließen die Zombies herankommen, dann eröffneten sie das Feuer.

Unter der Wucht der ersten Salven stürzte eine große Zahl der Angreifer. Gebannt beobachteten wir, wie die Untoten einen ersten Rückschlag hinnehmen mussten. Immer mehr von ihnen fielen. Ein Hochgefühl ergriff Besitz von mir. Die Polizisten hielten sie auf. Es war möglich sie zu töten. Wir waren nicht wehrlos, wir besaßen eine Chance, dachte ich.


Dann, vor meinen von Grauen geweiteten Augen, erhoben sich die Gefallenen. Mein Verstand weigerte sich diese Tatsache zu akzeptieren. Es durfte einfach nicht sein. Langsam, aber unaufhaltsam, verdichteten sich ihre Reihen wieder. Von hinten drängten weitere Zombies heran, die durch den Lärm der Schüsse angelockt wurden. Sie erreichten die Barrikade und die Polizisten mussten zurückweichen. Immer wieder streckten sie Zombies nieder und immer wieder erhoben sie sich. Selbstverständlich erhoben sich nicht alle. Manche, die einen Kopftreffer erhielten, blieben liegen und schienen endgültig tot zu sein. Aber im Vergleich zur aufkommenden Flut waren es zu wenige. Mit leerem Blick wurde eine ehemals junge, gutaussehende Frau ins Knie getroffen. Sie reagierte überhaupt nicht, verspürte keinen Schmerz und humpelte weiter. Schließlich kam es, wie es kommen musste. Die Waffen klickten vernehmlich, als ihre Schlagbolzen auf leere Kammern trafen. Obwohl die Zombies kein Anzeichen größerer Intelligenz an den Tag legten, schienen sie ein Gespür für die daraus resultierende Schwäche ihrer Gegner zu haben. Sie beschleunigten ihre Schritte. Sie waren immer noch relativ langsam, doch es überrumpelte einige Menschen. Schnell wurden sie von den Zombies in Stücke gerissen. Ein Polizist, der einem Kollegen zu Hilfe eilte wurde umzingelt. Er feuerte Hilflos in alle Richtungen, bis auch seine Waffe leer war, dann verschwand er zwischen den Untoten.

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