Heute wurde ich aus dem Krankenhaus entlassen. Die Ärzte schienen fast ein wenig enttäuscht. Ich zeigte
keinerlei Anzeichen von zombiehaftem Verhalten und meine Bluttests waren negativ.
Allerdings hätte mich interessiert, wie so ein positiver Bluttest aussah. Mehrere Offiziere der Bundeswehr ließen uns
eine fünfzig-seitige Verschwiegenheitserklärung unterzeichnen. Ich überflog sie
nur kurz, da ich keine echte Wahl hatte. Wollte ich je wieder meine Freiheit
genießen, führte kein Weg an einer Unterschrift vorbei. Wesentlich war jedoch,
dass Vater Staat mir mein letztes Hemd nehmen würde, sobald ich etwas vom erlebten publik machte. Anschließend wurden wir mit Sammeltaxis nach Hause
gefahren. Die Fahrt war ereignislos. Keiner sprach viel. Alle standen noch unter dem
Eindruck der Ereignisse. Ich saß neben dem Schaffner, der übrigens Paul Damm
hieß. Ich war im Laufe der Ereignisse noch nicht einmal dazu gekommen seinen
Namen zu erfragen. Wir sagten uns kurz Lebewohl, dann stand ich alleine auf der
Straße und sah den Minivan an der nächsten Kreuzung verschwinden.
Als ich die Wohnung betrat kam mir alles irgendwie
surreal und fremd vor. Plötzlich stürmte alles auf mich ein. Eine Flut von
Bildern riss mich mit sich. Da war Marc, mit dem ich noch Minuten vor seinem
Tod sprach. Da waren die vielen Menschen, wie sie vor Panik kreischen, flohen
und starben. Da waren meine Verfolger, wie sie nach mir grabschten und mich zerreißen
wollten. Meine Beine gaben nach und ich sank im Flur zu Boden. Kauernd kamen
die Tränen. Ich habe mich in meinem ganzen noch nie so hilflos gefühlt.
Irgendwann ist Paul aufgetaucht. Er redete mit mir wie mit
einem kleinen Kind. Er tröstete mich, macht mir einen Tee und hört sich die
ganze Geschichte an. Er machte mir etwas zu Essen. Dann steckte er mich ins Bett.
Ich wachte mehrmals schreiend auf. Irgendwann forderte mein Körper sein Recht und
ich schlief bis zum kommenden Morgen.
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